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Mitgliedervertreterversammlung mit Rückblick auf das Schadenjahr 2024

Anlässlich der 32. ordentlichen Mitgliedervertreterversammlung der VEREINIGTEN HAGEL in dieser Woche richtete sich der Blick auf das vergangene Geschäfts- und Schadenjahr. Vorstandssprecher Dr. Philipp Schönbach konnte berichten, dass sich die relevanten Kennzahlen weiterhin gut entwickelt haben. Im Jahr 2024 waren rund 6,3 Mio. Hektar mit einer Versicherungssumme von 13,4 Mrd. Euro in Deckung genommen. Der Beitrag stieg auf gut 338 Mio. Euro. Aufgrund heftiger Schäden wurde das Jahr als sog. Überschadenjahr abgeschlossen. Die Versammlung genehmigte den Jahresabschluss und erteilte Vorstand sowie Aufsichtsrat uneingeschränkte Entlastung.

Früher Start in die Schadensaison mit Hagel und Frost

Früher als gewöhnlich waren die ersten schweren Hagelschäden zu verzeichnen. Bereits am 15. und 16. April wurden die Niederlande und Belgien getroffen, neben einigen Ackerbaukulturen und Zwiebeln vor allem Kernobstbestände. Der Schwerpunkt der Hagelunwetter lag im Süden der Niederlande und im belgischen Flandern. Fast 20 Millionen Euro machte allein dieser Schadenstrich zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt aus.

Danach schlug wieder einmal der Frost zu. Sämtliche Obst- und Weinanbaugebiete Deutschlands verzeichneten mit regionalen Unterschieden Frostschäden bis hin zu Totalverlusten. Deutschlandweit fielen die Temperaturen mit wenigen Ausnahmen auf Werte unter -2° C, regional auch bis auf -7° C. Der gesamte Schaden belief sich auf einige Hundert Millionen Euro. Bereits Mitte April standen die meisten Baumobstanlagen Deutschlands in Vollblüte, zum Teil auch schon in der Abblüte und damit rund 10 – 14 Tage früher als im langjährigen Mittel.

Weitere Unwetter bis zur Ernte mit Jahrhundertniederschlägen

Hagelschauer führten fast schon traditionell am Pfingstsonntag u. a. im Alten Land zur Schädigung von Kernobst auf einer Fläche von insgesamt knapp 800 ha. Insgesamt wurden am Pfingstfest deutschlandweit knapp 15.000 ha als geschädigt gemeldet. Der Niederrhein, die Köln Aachener Bucht sowie die Rheinschiene waren dabei am stärksten betroffen. Auch insgesamt zeigte sich der Mai von seiner launischen Seite. Lediglich am 9. Mai gingen keine Schadenmeldungen ein. An den weiteren 30 Tagen des Monats war dies hingegen der Fall. Am Ende stehen für den Wonnemonat 42.000 ha geschädigter Fläche über alle Kulturen und quer durch das gesamte Bundesgebiet zu Buche. Anfang Juni hatte man es vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen mit unwetterartigen Niederschlägen zu tun. In der Fläche fielen über das Wochenende insgesamt bis zu 200 mm Niederschlag, örtlich auch leicht darüber. Das zeigen die kalibrierten Niederschlagssummen der Kachelmann GmbH. Dies ist deutlich mehr als die gesamte Menge, die sonst im Mai bzw. Juni fällt. Verbreitet kam es infolge der heftigen Niederschläge somit zu teils 50- bis 100-jährigen Hochwasserereignissen. 70.000 ha wurden in dieser Woche als geschädigt gemeldet. Auf zwei parallel verlaufenden Zugbahnen tobten sich die Hagelunwetter aus. Die südlichere Bahn reicht vom südthüringischen Grabfeld über Gera und Greiz bis ins Vogtland. Nördlich davon war der gesamte Bereich zwischen Arnstadt, Leuna und Mühlberg bis nach Rietschen an der tschechischen Grenze betroffen. Anfang Juli zog ein heftiges Unwetter über den Süden, beginnend im Raum Öhringen in nordöstlicher Richtung über Hohenlohe, den Main-Tauber-Kreis bis Rothenburg ob der Tauber. Das Schadengebiet erstreckte sich auf einer Länge von über 100 km und ca. 12 km Breite. Kaum waren diese Schäden reguliert, zogen die nächsten Gewitter über Deutschland hinweg. Wiederum am Wochenende zogen Unwetter mit schwerem Hagel über Baden-Württemberg und Bayern. Eine Linie reichte vom Bodensee über Marktoberdorf, ganz Oberbayern südlich von München bis nach Altötting.

Auch danach kam es immer wieder zu schweren Gewittern, die die Ernte unterbrachen bzw. erntereife Bestände zerstörten. Im September kam es dann vor allem in Osteuropa zu extremen Regenfällen. Unsere Niederlassung in Polen konnte dabei den Landwirten nicht nur in Form von Entschädigungen helfen, die Mitarbeiter packten bei Aufräumarbeiten in den betroffenen Regionen selbst tatkräftig mit an.

Dank an die Sachverständigen Aufsichtsratsvorsitzender Jens Stechmann dankte abschließend den Sachverständigen für ihre geleistete Arbeit. Sie seien über die eigentliche Schadenregulierung hinaus ein wichtiges Bindeglied zwischen den Mitgliedern und ihrer Versicherung. Auf diese Gemeinschaft könnten sich die Mitglieder auch in schweren Schadenjahren verlassen. Das System der Solidargemeinschaft habe sich in diesem Jahr, dem zweihundertersten der Gesellschaft wieder einmal bewährt.

Das Bild zeigt den Vorsitzenden des Aufsichtsrates Jens Stechmann bei der Mitgliedervertreterversammlung 2025 der VEREINIGTEN HAGEL in Gießen.
Foto: Aufsichtsratsvorsitzender Jens Stechmann eröffnet die Mitgliedervertreterversammlung