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AIAG-Expertenseminar in Südafrika

80 Fachleute aus 12 Ländern tauschten sich aus zur Hagel-Schadenregulierung bei Äpfeln und Pflaumen.

Die Internationale Vereinigung der Versicherer der landwirtschaftlichen Produktion (AIAG) veranstaltet jährlich ein Seminar, an dem Erst- und Rückversicherer zu Fragen der Schadenbewertung an landwirtschaftlichen Kulturen zusammenkommen. In diesem Jahr war die VEREINIGTE HAGEL mit einer Delegation unter der Leitung von Vorstandsmitglied Thomas Gehrke Ende Februar in Kapstadt bei dem Austausch mit 80 Experten aus 12 Ländern zur Abschätzung von Hagelschäden an Äpfeln und Pflaumen dabei.

Eine wesentliche Zielsetzung der AIAG ist es, den Erfahrungsaustausch unter den Versicherern zu fördern, betonte AIAG-Präsident Pascal Forrer anlässlich der Eröffnung des Seminars in Südafrika. Er unterstrich, dass die Landwirtschaft weltweit von den Folgen des Klimawandels betroffen sei und damit auch die Ernteversicherer vor große Herausforderungen stelle. „Die internationalen Expertenseminare tragen dazu bei, die Schadenexperten weltweit zu vernetzen und dabei auch die speziellen Anforderungen an den Anbau, die Versicherung und insbesondere die Vorgehensweise der praktischen Schadenermittlung zu diskutieren. Damit leisten die Agrarversicherer einen entscheidenden Beitrag zur Absicherung landwirtschaftlicher Betriebe zur Existenzsicherung und damit Nahrungsmittelversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung. Aufgrund der zunehmenden Wetterextreme infolge des Klimawandels rücken Risikomanagement-Maßnahmen in Form von Public-private Partnership (PPP)-Ernteversicherungssystemen verstärkt in den Fokus agrarpolitischer Maßnahmen auf der ganzen Welt“, so AIAG-Präsident Forrer.

Pascal Forrer, AIAG-Präsident

Blick in das Plenum

Ermittlung von Hagelschäden an Äpfeln und Pflaumen

Im Zentrum der Veranstaltung stand ein Praxisworkshop, in dem alle Seminarteilnehmer die Gelegenheit hatten, die Schadenbewertung nach der Methodik des südafrikanischen Versicherers Santam in 8 Kleingruppen an simulierten Hagelschäden an Obstkulturen durchzuführen, und zwar von der Probennahme über die Sortierung der Früchte in die dort üblichen Schadenklassen bis hin zur Berechnung der Schadenquote. Neben vielen Parallelen zur deutschen und europäischen Schadenregulierung, kamen auch einige deutliche Unterschiede zu Tage. So liegt der Schadenregulierung ein drei- bis vier Mal größerer Stichprobenumfang zu Grunde als üblich. In der Regel werden die Früchte von Betriebsmitarbeitern gepflückt und an zentraler Stelle bewertet. Neben den Schadenklassen 1 bis 4 für Äpfel bzw. 1 bis 3 für Pflaumen gibt es bei Santam für Früchte mit Fremdschäden auch die Fraktion „Ausschuss“. Diese fließt nicht in die Schadenberechnung ein, sodass die Schadenquoten tendenziell etwas höher ausfallen. Außerdem werden die Früchte in den jeweiligen Schadenklassen gewogen und nicht – wie in den meisten europäischen Ländern üblich – gezählt. Das perfekt organisierte Seminar bot den Teilnehmern neben dem intensiven Austausch auch einen Einblick in den südafrikanischen exportorientierten Obstbau mit sehr guten Qualitäten.

Obstbau in Südafrika – Professionelle Produktion für den Weltmarkt

Auf einer Fläche von 54.271 Hektar werden von 1.155 Erzeugern rund 710 verschiedene Sorten professionell angebaut. Kernobst wird auf 70 % der Fläche, Steinobst auf 30 % angebaut. Äpfel sind mit 46 %, gefolgt von Birnen (24%) und Pflaumen (10%) flächenmäßig die bedeutendsten Obstkulturen. Große kommerzielle und stark exportorientierte Farmen dominieren neben kleinen familiengeführten Betrieben, die vielfach in Genossenschaften zusammengeschlossen sind, das Bild des südafrikanischen Obstanbaus. Rund 40 % der Gesamterzeugung von 2,16 Mio. Tonnen gehen in den Export, insbesondere nach Asien und Europa. Bei Nektarinen liegt die Exportquote nach Europa sogar bei 80 %. In den letzten Jahren hat der asiatische Markt im weltweiten Vergleich eine zunehmend größere Bedeutung für die südafrikanischen Obsterzeuger erhalten.

87 % des Obstanbaus findet im Süden des Landes, dem „Western Cape“, statt. In den dort besonders trockenen Regionen ist die Wasserknappheit aufgrund des Klimawandels mit längeren Dürreperioden, aber auch unvorhersehbaren Wetterveränderungen sowie Hagelstürmen ein zunehmendes Problem und stellt die Erzeuger vor enorme Herausforderungen. Diesen begegnen sie durch technologische Innovationen und Präventionsmaßnahmen, wie z.B. Bewässerungstechnologien oder auch Hagelschutznetze. Ernteversicherungen sind ein gängiges, aber noch ausbaufähiges Risikomanagement-Instrument für den professionellen Obstanbau in Südafrika.

Agrarversicherungsmarkt in Südafrika – Hagel ist das Risiko Nummer 1

Mit einem Prämienvolumen von rund 140 Mio. EUR entfällt rund die Hälfte der Einnahmen auf dem afrikanischen Kontinent auf Südafrika. Im weltweiten Vergleich spielt Afrika mit einem Anteil von knapp 1 % am globalen Aufkommen (29,7 Mrd. EUR) aber lediglich eine untergeordnete Rolle. In den letzten Jahren haben sich die Agrarversicherungsmärkte in Asien dagegen rasant entwickelt (41%) und mittlerweile Nordamerika (USA und Kanada) auf den 2. Platz verdrängt (40 %). Europa liegt mit rund 3,7 Mrd. EUR (13%) an dritter Stelle. In Südafrika werden ausnahmslos schadenbasierte Versicherungen für klassische landwirtschaftliche Kulturen sowie Obst- und Weinbau angeboten, wobei Hagel das dominierende Risiko, insbesondere auch bei Sonderkulturen, darstellt. Lediglich 30 % der südafrikanischen Farmer haben eine Ernteversicherung. Diese niedrige Durchversicherungsrate ist vornehmlich in den hohen Kosten begründet, da es aktuell noch keine Förderung durch den Staat gibt, sodass für die südafrikanischen Betriebe eine effiziente Risikoabsicherung schlichtweg zu teuer ist.

Gruppenbild VH-Delegation

Schadenbewertung von Äpfeln und Pflaumen

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Video: Bewertung von Hagelschäden an Äpfeln und Pflaume